Was ist Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Borderline-Persönlichkeitsstörung (abgekürzt BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs ist die Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, Stimmung und Selbstbild gekennzeichnet ist.[2] Bei dieser Störung sind bestimmte Vorgänge in den Bereichen Gefühle, Denken und Handeln beeinträchtigt. Dies wirkt sich durch "negative" und teilweise paradox wirkende Verhaltensweisen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie gegenüber sich selbst aus. Die BPS wird häufig von weiteren Belastungen begleitet (hohe Komorbidität), darunter Depressionen sowie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Das Wort Borderline wurde abgeleitet von dem Begriff "Borderland", mit dem C. H. Hughes 1884 einen Grenzbereich zu psychischen Krankheiten bezeichnete. Adolf Stern beschrieb 1938 die meisten Symptome, die heute zur Diagnose von BPS führen, und er nannte diese Gruppe von Symptomen „border line group”. Diese Bezeichnung beruhte auf einem psychoanalytischen Verständnis, das eine Art Übergangsbereich von neurotischen und psychotischen Störungen annahm, da man bei den betroffenen Patienten Symptome aus beiden Bereichen identifizierte.
Die moderne operationalisierte Diagnostik hat sich von diesen theoriegeleiteten Konzepten weitgehend gelöst. Sie beschreibt Erlebens- und Verhaltensmuster, die das Störungsbild kennzeichnen, was sich darin ausdrückt, dass der Begriff in den Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen (DSM) und die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen wurde.
Klassifizierung nach DSM-IVIm DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, wurde 1994 die Borderline-Persönlichkeitsstörung wie folgt definiert:
Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter oder in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:
- Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
- Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
- Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
- Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
- Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
- Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
- Chronische Gefühle von Leere.
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
- Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Die diagnostischen Kriterien nach DSM-5[3] von 2013 entsprechen denjenigen nach DSM-IV.
Im ICD, dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung: Der Impulsive Typus dieser Störung ist geprägt durch mangelnde Impulskontrolle und unberechenbare Handlungen. Beim Borderline-Typus sind zusätzlich das eigene Selbstbild und das Beziehungsverhalten noch stärker beeinträchtigt. Dieser Typus entspricht ungefähr der Definition der Borderline-Störung im DSM-IV.
Differentialdiagnostik
Einige der Symptome können auch bei anderen Störungsbildern auftreten, so z. B. bei Depressionen, Schizophrenien, schizoaffektiven Psychosen, beim Asperger-Syndrom und anderen Formen des Autismus, bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), bei bipolaren Störungen, schizoiden Persönlichkeitsstörungen, narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, histrionischen Persönlichkeitsstörungen, schizotyper Störung oder bei paranoiden Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose erfordert daher eine sorgfältige differentialdiagnostische Abklärung.
VerbreitungEine US-amerikanische Untersuchung fand in einer Bevölkerungsstichprobe von 2004-2005 bei 34.653 Erwachsenen eine Lebenszeitprävalenz von 5,9 %, dabei 6,2 % bei Frauen und 5,6 % bei Männern. Der geringe Geschlechterunterschied war statistisch nicht signifikant.[4]
Die Daten von 6.330 11-jährigen Kindern in Bristol (England) von 2002-2004 zeigten, dass 3,2 % die Kriterien von DSM-IV erfüllten. Auch hier war der Geschlechterunterschied unbedeutend.[5]
Die US-amerikanische Stichprobe zeigte eine stetige Abnahme der Prävalenz mit zunehmendem Alter, 20–29 Jahre: 9,3 %; 30–44 Jahre: 7,0 %; 45–64 Jahre: 5,5 %; 65+ Jahre: 2,0 %.[4] Eine auffällige Abnahme zeigte sich auch in einer Längsschnittstudie (Longitudinalstudie) von 290 BPS-Patienten über einen Zeitraum von sechs Jahren am McLean Hospital (Massachusetts/USA) in Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School.[6]
Beeinträchtigungen durch BPSSozialverhalten
AllgemeinIn einem Bericht von 2014 zum Stand der Forschung wurde festgestellt, dass Probleme im zwischenmenschlichen Verhalten die am meisten sichtbaren und die am besten unterscheidbaren Merkmale von BPS seien. Experimentelle Daten deuteten auf instabile Gefühle, (Selbst)-Aggression, Überempfindlichkeit gegenüber möglichen Bedrohungen, geringen Erfolg bei Verständigung nach Konflikten, häufige Missverständnisse und Vermischung von Selbst- und Fremdeinschätzung.[7]
Eine Übersicht von 2013 hob die folgenden drei Schwierigkeiten hervor: Fehleinschätzung gefühlsmäßig neutraler Situationen, Gefühl der Zurückweisung in Situationen normaler sozialer Beteiligung und Probleme bei der Wiederherstellung von sozialem Umgang nach einer Enttäuschung.[8]
Die in beiden Übersichten betonte Schwierigkeit, eine gestörte Zusammenarbeit wieder zu reparieren, zeigte sich sehr deutlich in Verhaltensexperimenten, bei denen gleichzeitig damit verknüpfte starke Abweichungen bei bestimmten Gehirnfunktionen registriert wurden.[9]
Beziehungen BPS hat erhebliche Auswirkungen auf Paarbeziehungen.[10][11][12] Allerdings zeigte eine 16-jährige Langzeitstudie, dass Besserungen im Krankheitsverlauf mit einer deutlichen Tendenz zu stabileren Paar- und Elternteil-Kind-Beziehungen einhergingen.[13]
Emotionalität Nach einem Konzept der emotionalen Fehlregulierung bei BPS von 2013, das sich auf das biosoziale Entwicklungsmodell von BPS durch Marsha M. Linehan (1993 und 2009)[14] gründete, wurden vier Problembereiche unterschieden: erhöhte emotionale Empfindlichkeit, starke und schwankende negative Stimmungen, Mangel an geeigneten Klärungs-Strategien und Überschuss an schlecht angepassten Klärungs-Strategien.[15]
In einer Übersicht von 2009 über experimentelle Studien zur Wahrnehmung des emotionalen Ausdrucks von Gesichtern durch BPS-Patienten wurden zusammenfassend die folgenden typischen Schwierigkeiten festgestellt: grundlegende Gefühle bei anderen zu registrieren, eine Tendenz zu negativen oder verärgerten Bewertungen und eine erhöhte Empfindlichkeit zur Entdeckung negativer Gefühle bei anderen.[16]
Angst vor Zurückweisung Die Angst vor einer möglichen Zurückweisung ist bei BPS-Patienten extrem ausgeprägt. Eine Untersuchung von 2011 zeigte, dass sie - statistisch gesehen - in dieser Gruppe sogar noch stärker war als bei Patienten mit sozialer Phobie.[17]
Eine experimentelle Studie von 2014 stellte fest, dass die besondere Angst vor Zurückweisung bei BPS-Patienten mit spezifischen Abweichungen und Unterfunktionen im Gehirn verknüpft war.[18]
Dissoziative Symptome Nach zwei neueren Übersichtsartikeln von 2014 und 2009 haben bis zu zwei Drittel der BPS-Patienten Symptome von Dissoziation. Hierzu zählen Depersonalisation, Derealisation, verzerrtes Zeitgefühl, irreales Wiedererleben (Flashbacks) und Abweichungen in der Selbstwahrnehmung.[19][20]
Eine genaue Analyse dieser Symptome bei 21 Patienten aus dem Jahr 2009 ergab eine große Spannweite in der Art der Erscheinungen und im Grad der Beeinträchtigung: 24 % keine, 29 % milde, 24 % unspezifische und 24 % Dissoziative Identitätsstörung.[21]
Selbstschädigung
Selbstverletzendes Verhalten Eine Vergleichsstudie von 2015 zeigte, dass bei einer Gruppe von 46 Patienten mit Selbstverletzendem Verhalten (SVV) in Verbindung mit BPS die Selbstverletzungen häufiger und schwerwiegender waren als bei einer Gruppe von 54 Patienten, die SVV, aber keine BPS hatten.[22] Eine ähnliche Untersuchung zeigte diesen Unterschied ebenfalls sehr deutlich, obwohl der Lebenszeitverlauf von SVV in beiden Gruppen gleich war: eine starke Zunahme im Alter von 18-24 Jahren und Andauer der dabei erreichten Häufigkeit bis zum Alter von 50-59.[23]
Laut einer chinesischen Untersuchung war allerdings nur eine Minderheit von SVV-Patienten gleichzeitig auch von BPS betroffen. Von den 160 Personen, die im Laufe eines Jahres (2007–2008) wegen SVV an das Prince of Wales Hospital in Hongkong überwiesen wurden, zeigte sich nur bei 30 (18,8 %) eine zu der Zeit vorliegende BPS.[24]
Suizidalität
Wegen der häufig auftretenden Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) lässt sich die Suizidrate nur sehr grob abschätzen. Oft wird von bis zu 10 % ausgegangen. Da diese hohe Zahl im Widerspruch steht zu der bekannten Tendenz, dass bei den allermeisten Patienten im Verlauf der Krankheit eine Besserung eintritt, wurde in einer Studie von 2012 gezielt untersucht, ob es bestimmte Subtypen von BPS mit erhöhtem Suizidrisiko gibt. Ein schwererer Verlauf der Krankheit, höheres Alter und stärker beeinträchtigte psychosoziale Funktionen wurden als Faktoren für eine erhöhte Suizidgefährdung identifiziert.[25]
Psychotische Symptome Eine Analyse von Patientenakten von 2011 stellte lang andauernde Beeinträchtigungen in körperlicher und emotionaler Hinsicht durch psychotische Symptome fest, die sich kaum von denen bei Schizophrenie unterschieden. Die Autoren schlugen deshalb vor, dass die diagnostische Kategorie BPS geändert und psychotische Symptome ebenfalls aufgenommen werden sollten.[26] Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der zweiten (2010) der beiden neueren Übersichtsstudien zu dieser Frage.[27]
Begleitende Erkrankungen
Einige Krankheitsbilder treten häufig gemeinsam mit der BPS auf (Komorbidität).
Depressionen
Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 2015 kam zu dem Ergebnis, dass Depressionen bei BPS im Vergleich zu sonstigen depressiven Störungen mehr Feindseligkeit und ein negativeres Selbstbild zeigten. Die Schwere der Depression war in beiden Gruppen gleich.[28]
ADHS Nach einer Übersicht von 2014 sind etwa 20 % der Erwachsenen mit BPS auch von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen.[29] Die Prävalenz ist demnach 4-10fach höher als bei der erwachsenen Gesamtbevölkerung. Obwohl sich BPS und ADHS in mehreren wichtigen Symptomen überlappen, verlangen die Ergebnisse der Ursachenforschung eine strikte Trennung der beiden Krankheitsbilder, auch wenn sie gemeinsam in einer Person auftreten. Beispielsweise zeigten sich bezüglich der - beiden gemeinsamen - mangelnden Impulskontrolle bei ADHS andere Abweichungen in den Gehirnfunktionen als bei BPS.[30]
Geschlechterunterschiede Langzeitstudien zeigten Geschlechterunterschiede bei mehreren begleitenden Störungen. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) und Essstörungen waren häufiger bei Frauen mit BPS; Substanzmissbrauch, Narzisstische Persönlichkeitsstörung und Antisoziale Persönlichkeitsstörung waren häufiger bei Männern mit BPS.[31] Es wurde allerdings ausdrücklich betont, dass diese Geschlechterunterschied nicht BPS-typische Erscheinungen seien, sondern nur die bekannten Geschlechterunterschiede bezüglich der Häufigkeit dieser zusätzlichen Störungen widerspiegelten.
Sind Borderliner beziehungsunfähig? Kann eine Beziehung gut gehen, bei der einer von beiden Partnern am Borderline-Syndrom erkrankt ist? Tatsächlich sind solche Beziehungskonstellationen zwar häufig emotional intensiv, doch aufgrund der Erkrankung nicht von langer Dauer. Langfristige Partnerschaften bedürfen unbedingt einer begleitenden Therapie. Sind Borderliner beziehungsunfähig? Der landläufigen Meinung zufolge sind Menschen, die am Borderline-Syndrom erkrankt sind, nicht fähig, eine Beziehung zu führen. Sogar Betroffene selbst bezeichnen sich häufig als nicht in der Lage dazu. Dies stimmt so allerdings nicht, obgleich solche Partnerschaften große Herausforderungen zu meistern haben. Üblicherweise empfinden die gesunden Partner solcher Beziehungen die Partnerschaft als äußerst intensiv und emotional. Typisch ist eine starke Leidenschaft und große Abwechslung in der Anfangsphase der Beziehung. Doch sobald diese anfängliche Phase vorübergeht, steht nicht selten auch die Partnerschaft vor dem Aus. Eine grundsätzliche Unfähigkeit, Beziehungen zu führen, lässt sich daraus aber nicht ableiten. Borderline Beziehungen sind häufig von kurzer DauerEin weiterer Grund dafür, dass diese Beziehungen häufig nicht von langer Dauer sind, ist die krankheitsbedingte Angst davor, vom Partner verlassen zu werden. Dabei ist es völlig unerheblich, ob diese Angst begründet ist oder nicht. Es fällt Betroffenen äußerst schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. So kommt es dazu, dass bereits kleinste Anlässe zu übersteigerten emotionalen Reaktionen führen können, die starke Zuneigung in große Verachtung umkehren – und damit das Aus für die Beziehung bedeuten. Ursächlich für diese Verlustängste ist unter anderem ein geringes Selbstwertgefühl oder sogar Selbsthass. | Kann man eine Liebe zu einem Borderliner leben? Aber wie kann man eine Liebe zu einem Borderliner leben? "Indem man sich abgrenzt", rät die Expertin, "und sich klarmacht, dass die Verzweiflung des anderen nicht die eigene Verzweiflung ist und man auch keine Verantwortung für den Partner trägt." Diese Haltung zu bewahren, erfordert eine große innere Stärke, die nicht jeder in sich trägt. Denn wer kann es schon aushalten, wenn der geliebte Mensch sich selbst verletzt, sich mit der Rasierklinge schneidet. Warum Borderliner das tun? Um aus einem Zustand auszubrechen, in dem sie die Welt wie durch einen Schleier sehen, alles nur in blassen Farben wahrnehmen, sich nicht mehr real fühlen. Erst der Schmerz holt sie zurück ins Leben. Doch was eigentlich ein Notanker ist, kann sich auch ins Gegenteil verkehren: Fünf bis zehn Prozent aller Borderliner nehmen sich das Leben. Aber inzwischen gibt es erfolgreiche Therapiemöglichkeiten, mit denen man die Störung zwar nicht heilen, aber in den Griff bekommen kann. Am häufigsten wird die Dialektisch-Behaviorale Therapie angewendet. Dabei geht es zuerst darum, Alternativen zu finden, wie sich Borderliner aus dem für sie unerträglichen Zustand der inneren Leere befreien können. Zum Beispiel indem sie, statt sich mit einer Rasierklinge zu schneiden, ein Gummiband auf die Haut schnalzen lassen. Im zweiten Schritt lernen sie, achtsamer zu sein – mit sich selbst und der Welt, die sie umgibt. Das ist wichtig, denn in der Achtsamkeit wohnt die Liebe. |
Welche Belastungen den gesunden Partner erwarten Wer sich auf eine Beziehung mit einem Menschen einlässt, der am Borderline-Syndrom erkrankt ist, sollte sich darüber bewusst sein, welche Belastungen auf ihn zukommen. Führen Sie sich ständig vor Augen, dass Leidenschaft und Emotionen häufig nicht viel mit derjenigen Liebe gemein haben, die viele als die "normale" bezeichnen würden. Sie können diesbezüglich auch nicht die gleichen Erwartungen wie an einen gesunden Partner richten. Zudem haben die erwähnten Verlustängste großen Einfluss auf das Verhalten des Partners: Um den befürchteten Verlust zu vermeiden, werden unter Umständen auch eigentlich nicht akzeptable Mittel wie Lügen und Manipulation angewandt. Bedenken Sie jedoch, dass ein solches Verhalten ebenfalls als ein Teil der Krankheit zu bewerten und in gewissem Maße zu dulden ist. Typisch für diese Art der Partnerschaft ist auch, dass die Impulsivität des Partners auf fast alle Bereiche der Partnerschaft übergreifen kann. Sexualität, Nähebedürfnis und Erwartungen an den Partner können immer zwischen den Extremen "sofort oder nie" sowie "alles oder nichts" schwanken. | Beziehungserfolg dank begleitender Therapie Beziehungen, in denen einer der Partner am Borderline-Syndrom erkrankt ist, sollten unbedingt von therapeutischen Maßnahmen begleitet werden, um der Partnerschaft auch eine langfristige Chance einzuräumen. Auf diese Weise kann es gelingen, den Emotionen des an der Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankten Partners mehr Stabilität zu verleihen. Was kann der Partner tun? Wenn die Diagnose Borderline-Syndrom dann feststeht, bedeutet das für Angehörige oft Schock und Erleichterung zugleich, da sie das Verhalten jetzt endlich einordnen können. Ihnen sollte jedoch bewusst sein, dass die Krankheit nicht ohne Weiteres heilbar ist. Laut der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn wird die Borderline-Störung auch heute noch immer wieder als entwicklungsbedingte Störung verharmlost und zu viel Hoffnungen in eine medikamentöse Heilung gesetzt. Tipp: Angehörige sollten sich vergegenwärtigen, dass die Behandlung der Krankheit langwierig ist. Dennoch können Sie unterstützend bei einer Therapie mitwirken: Borderline-Patienten lernen hier unter anderem, ihre Emotionen mithilfe einer Verhaltenstherapie besser kontrollieren zu können. Sprechen Sie mit dem Therapeuten und bringen Sie in Erfahrung, wie Sie diese Veränderungen aktiv unterstützen können. |
Borderline-Therapie von Rückschlägen gekennzeichnet Machen Sie sich trotz Therapie auf Rückschläge gefasst. So werden sich beispielsweise Aggressionen immer wieder Bahn brechen. Ein wichtiger Tipp ist es in diesen Situationen, dass Sie dieses Verhalten nicht persönlich nehmen und nicht mit gleichen Verhaltensweisen reagieren. Es hilft stattdessen, immer im Hinterkopf zu haben, dass die Ursache für das Verhalten die Krankheit ist – und nicht der Mensch. Vermeiden Sie deshalb auch, das Verhalten rational oder emotional verstehen zu wollen. Sie werden keine Erklärung finden, da die Gedankengänge für Sie nicht nachzuvollziehen sind. Besser ist es, sich in die schwierige Gefühlslage des Betroffenen hineinzuversetzen und Empathie zu zeigen. Denken Sie auch an sich selbstWenn Sie sich um einen Angehörigen kümmern, der unter der Borderline-Störung leidet, kann dies sehr viel Kraft kosten. Denken Sie daher auch an sich selbst. Tipp: Wenn Sie das exzessive Verhalten in bestimmten Momenten überfordert, kann es sinnvoll sein, sich zunächst für einige Zeit zurückzuziehen. Häufig hat sich die Situation anschließend schon etwas beruhigt. Schämen Sie sich auch nicht, wenn Sie hin und wieder negative Gedanken gegenüber dem Erkrankten hegen, das ist völlig normal. Vermeiden Sie jedoch, diese laut auszusprechen.
In Kürze folgt der zweite Teil aus unserer Reportage: "Ich lebe mit einem "Borderline(r)" - Erfahrungsberichte von Angehörigen. | Borderline Skills: Wie man damit am besten umgeht Autor: | kf (CF) Quelle: T-Online-Ratgeber-Gesundheit-Krankheiten Menschen mit dem Borderline-Syndrom leiden oft an unerträglichen emotionalen Spannungen, die in Gefühlsausbrüche oder Selbstverletzungen münden können. Sogenannte Borderline-Skills können dann nützlich sein. Das Training dieser kleinen Tricks hilft Betroffenen, sich in Ausnahmesituationen beherrschen zu lernen. Was sind Borderline-Skills? Borderline-Skills sind Fähigkeiten, die Betroffenen helfen, sich aus einer akuten Spannungssituation zu befreien, indem sie geeignete Mittel einsetzen oder passende Verhaltensweisen anwenden. Ziel ist es, die emotionale Anspannung wieder auf ein als normal und angenehm empfundenes Niveau zu senken. Meist vermitteln Therapeuten den Borderline-Patienten bei der Behandlung die geeigneten Skills oder entwickeln sie mit diesen gemeinsam. Dabei kann auch ein Borderline-Notfallkoffer zum Einsatz kommen, der geeignete Hilfsmittel enthält und den die Betroffenen immer dabei haben. Verschiedene Arten von Borderline-SkillsTherapeuten unterscheiden verschiedene Arten von Borderline-Skills, die sich grob in mehrere Gruppen einteilen lassen. Zum einen gibt es Skills, die helfen, die Gedanken zu steuern und unerwünschte Gedanken auszublenden. Bewährt haben sich hier Denksportaufgaben oder andere bewusste Ablenkungsmethoden, die Konzentration erfordern – zum Beispiel das Rückwärtszählen von Hundert auf Null. Die zweite Gruppe der Skills dient dazu, die Wahrnehmung zu beeinflussen und sich selbst zu beruhigen. Es kann bereits helfen, die Augen zu schließen oder sich an eine schöne Situation zu erinnern. Körperbezogene Skills erlernen Patienten, um sich bei Stress und Anspannung harmlose körperliche Reize zuzufügen und sich dadurch von den eigenen Gedanken abzulenken. Zum Beispiel beißen Betroffene in eine Chilischote oder atmen ein scharfes Pfefferminzöl ein. Dies soll auch das Risiko von Selbstverletzungen mindern. Schließlich gibt es als vierte Gruppe noch Borderline-Skills, welche die eigenen Handlungen beeinflussen. Patienten lernen dazu etwa, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen und auf vermeintliche Angriffe von außen gefasst zu reagieren. Das Training der Borderline-Skills sollte idealerweise im Rahmen einer Psychotherapie stattfinden, denn mit der Anleitung eines Therapeuten kommen die Fertigkeiten meist wirkungsvoller zur Anwendung. Einige Experten raten Patienten, sich durch vorheriges Training im Normalzustand eine kleine Sammlung wirksamer Borderline-Skills zusammenzustellen – denn nicht jeder Skill wirkt bei jedem Betroffenen gleichermaßen. Wichtig ist es dann, alle benötigten Hilfsmittel immer dabei zu haben. |